Wonach riecht der Sommer?
Es ist weniger der Geruch des Leders als das der Pferde im Stall. Das Stroh, der Sattel, die Bürsten und Striegeln, der Hufkratzer, das Halfter. Mäuse und Ratten, die sich den Weg zurück in ihre Verstecke bahnen. Meist entlang der Stallmauer.
Und es riecht nach Zigarettenqualm, Huffett, nach Schweiß und frischem kalten Wasser von der Pferdtränke. Aber auch vom Waschplatz. Dort, wo die Pferde abgespritzt werden, wenn es im Sommer besonders heiß ist.
Draußen auf dem Weg vom Stall zum Viereck und zur Galoppbahn. Erde in unterschiedlicher Konsistenz. Auf dem Feldweg hört man besser, wenn ein Pferd hinkt.
Er ist härter. Und kleine Steinchen liegen am Weg. Die abgegraste Koppel entlang des Feldwegs ist trocken, hart und staubig. Im Frühling waren da noch Grasflecken.
Am Viereck der weiche Reitplatzsand. Das Schnaufen des Pferdes übertönt nun seine kaum mehr hörbaren Schritte. Der Magen gluckert. Die Hufe sinken in den hellbraunen Sand. Als hätte jemand die Erde mit einem Sieb von Steinen gereinigt. Wer hier fällt, fällt weich. Auch Herunterfallen muss man lernen.
Staub wirbelt auf. Andere Reiter bleiben stehen. Steigen von ihrem Pferd ab. Versuchen mit einer Hand das eigene Pferd zu halten und mit der anderen meinen abwurffreudigen braunen Hengst einzufangen. Doch kaum nahe genug beim herunter baumelnden Zügel, schert das Pferd wieder aus. Die lange schwarze Mähne flattert. Der Hengst läuft zurück Richtung Stall. Der Rhythmus galoppierender Hufe wird immer leiser.
Auf dem Weg zu Fuß Richtung Stall kommt mir ein Traktor entgegen. Am letzten noch grünen Fleckchen entdecke ich den braunen Hengst. Sein Kopf ins Gras gesteckt. Die herunterhängende Mähne verdeckt den weißen Stern auf seiner Stirn. Sein Sattel ist verrutscht.
Ich setze mich zu ihm in das Gras. Meine Hose ist ohnehin schon vom Sturz verdreckt. Meine Reitstiefel sind mit hellbraunem Sand überzogen.